Wie Rhetorik einen schlechten Ruf bekam. Und wann.

Rhetorik schlechter Ruf

Auch Rhetorik braucht Publikum.
©unsplash.com/Rick Barrett

„Reden ist kein rhetorisches, sondern ein psychologisches Problem.“
Michael Birkenbihl

Ja, Rhetorik ist zum Schimpfwort geworden. In der Politik wird das am deutlichsten: Die „Rhetorik des Donald Trump“ oder „Kommen sie mir jetzt nicht mit ihrer Rhetorik, Frau Wagenknecht“. Die gute aktuelle Nachricht: Rhetorik, eigentlich harmlos aus dem Altgriechischen in Redekunst übersetzt, hat schon seit über 2300 Jahren einen schlechten Ruf. Seit den sprichwörtlichen alten Griechen nämlich. Die Rhetorik ist älter als Aristoteles. Die RhetorikerInnen waren zum Teil SophistInnen. Diese wiederum galten als Menschen, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen. Beziehungsweise glaubten sie, im Gegensatz zu den Erkenntnis anstrebenden PhilosophInnen, nicht daran, dass es überhaupt eine Wahrheit geben würde, beziehungsweise diese zu erkennen sei. Insofern ging es ihnen „nur“ darum, zu überzeugen. So oder so. Um jeden Preis. Wie unseriöse PolitikerInnen oder Geschäftsleute jeder Couleur.

Rhetorik als freie Kunst

Nichtdestotrotz schaffte es die „ruchlose Überredungskunst Rhetorik“ bei den Römern immerhin zu dem Hochstatus als eine der freien Künste. Nicht in den Niedrigstatus einer der praktischen Künste. Woher der plötzliche Hochmut? Einer der schlauesten Briefeschreiber aller Zeiten, Seneca, schrieb darüber:  „Du siehst, warum die freien Künste so genannt werden: weil sie eines freien Menschen würdig sind.“ Als eine der sieben freien Künste wurde die Rhetorik im Mittelalter als Allegorie mit Tafel und Griffel vorgestellt, dem Flipchart und Keilspitzenfilzstift von damals.

Doch schon bald war die Hochzeit der Rhetorik wieder vorbei. Die Aufklärung sprach der Redekunst die Wissenschaftlichkeit ab. Kant hatte ebenfalls vor allem kritisches über sie zu berichten. Goethe war sich, obwohl er sich stark mit Rhetorik beschäftigte, offiziell auch zu fein dafür, zu ihr zu stehen. Der Heuchler. (Ja, genau, hier nutze ich das rhetorische Stilmittel des Dysphemismus). Und dann kam schon bald Goebbels, dann nochmal ein Weltkrieg und dann die „sozialistische Rhetorik“ der DDR.

Wen wundert es da noch, dass Rhetorik einen schlechten Ruf hat?

Deshalb zur Abwechslung mal in jeder Hinsicht gute Rhetorik. Meine derzeitige historische internationale Lieblingsrede. Es kommt eben drauf an, was Sie daraus machen.

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Susanne Hake

Master of Fine Arts, 

Entspannter-leistungsfähig-Coachin, Kommunikationsberaterin.

Mit Wissen und Erfahrung von Medien/Kommunikation einerseits und Körperpsychotherapie/Osteopathie andererseits, biete ich lösungsfokussiertes Coaching.

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Foto: dpa.com/Silas.Stein

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