Storytelling – Weltkriegsgeschichte zu Familiengeschichte

Storytelling Weltgeschichte zu Familiengeschichte

Kriegsgeschichte zu Kulturgeschichte.

Vor 100 Jahren war die Premiere der Neunten von Beethoven in Asien im Lager für deutsche Kriegsgefangene in Bando/Japan. Einige Nachfahren der Kriegsgefangenen fahren zur Jubiläumsaufführung am Premierenort. Einige davon singen im Chor.  In den nächsten Wochen werde ich hier noch mal darüber schreiben. Am 5. März 2018 ist die erste Chorprobe.

Weltkriegsgeschichte – Die Fakten

1914, im ersten Weltkrieg, gerieten beim Kampf um Tsingtau/China, damals deutsche Kolonie, 4.700 deutsche Soldaten in japanische Kriegsgefangenschaft. Sie wurden in Lagern in Japan untergebracht. Fast tausend davon hatten das Glück in das, Dank des Kommandanten Matsue Toyohisa,  human geführte Lager Bando verlegt zu werden. Denn hier hatten die Kriegsgefangenen einige Freiheiten: Sie durften Seminare geben, Brot backen, Gaststätten einrichten und hatten dabei Japaner als Kunden und zu Gast. Sie konnten Geld in Empfang nehmen, das ihnen aus Deutschland geschickt wurde. Und: Sie hatten die Erlaubnis, Orchester zu gründen. Sie probten unter anderem die in Asien bis zu diesem Zeitpunkt unaufgeführte Neunte Sinfonie von Beethoven.

Am 1.Juni 1918 führte das Lagerorchester die Neunte vor japanischen Gästen (u.a. dem Lagerkommandanten und seiner Frau) auf. Es war die Asien-Premiere. Seitdem ist das Werk von Beethoven, die inoffizielle Hymne Europas, dort nicht nur passiver Ohrwurm, der u.a. zu Neujahr Tradition hat: Die Neunte wird in Japan von großen Chören, 10.000 SängerInnen, gesungen. Die Geschichte vom Lagerorchester von Bando wird gerne erzählt und gerne gehört. 2006 entstand der japanische Spielfilm ODE AN DIE FREUDE, prominent besetzt u.a. mit Bruno Ganz. (Rechte bei Disney.) „Freunde, nicht diese Töne!“, „Freude, schöner Götterfunke“ und „Alle Menschen werden Brüder“ sind nach wie vor wichtige Botschaften.

Für Ende Mai bis Anfang Juni organisiert Lüneburg, als deutsche Partnerstadt von Naruto (Bando ist inzwischen von Narutuo eingemeindet), eine Gruppenreise zum 100. Jahrestag der Asien-Premiere. Nachfahren der Konzertmitglieder von damals und ein Chor von heute sind dabei. Der Chor wird mit anderen internationalen Chören gemeinsam zu diesem Konzert singen.

Familiengeschichte – Persönlicher Bezug

Unter den Reisenden werde auch ich sein. Denn ich reise als Enkelin meines Großvaters Hermann Hake, der als Kriegsgefangener in Bando lernte, die Viola zu spielen und bei der Erstaufführung der Neunten dabei war, außerdem bin ich Teil des Chores.

Schon zu Lebzeiten meines Großvaters kam im Vorfeld des 1972 gegründeten Deutschen Hauses in Naruto ein Japaner nach Deutschland, um mit ihm über seine Erinnerungen zu sprechen: Mister Hayashi, Schullehrer aus Naruto. Er besuchte Deutschland gerne und öfter. Außer dass Mister Hayashi Fächer und japanische Süßigkeiten an uns Kinder verschenkte, blieb mir die Geschichte meines Großvaters zunächst fremd. Bei der Aufführung des japanischen Spielfilms über Bando ODE AN DIE FREUDE beim japanischen Filmfestival in Hamburg 2007 wurde sie lebendiger. Fünf der Bando-Briefe meines Großvaters an seine Mutter waren Teil der Ausstellung ‚Begegnungen hinter Stacheldraht‘ 2017 in Lüneburg. Meine Eltern reisten zweimal nach Japan, um in Naruto das Deutsche Haus zu besuchen. Für mich wird es das erste Mal sein.

Susanne Hake

Master of Fine Arts, 

Entspannter-leistungsfähig-Coachin, Kommunikationsberaterin.

Mit Wissen und Erfahrung von Medien/Kommunikation einerseits und Körperpsychotherapie/Osteopathie andererseits, biete ich lösungsfokussiertes Coaching.

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Foto: dpa.com/Silas.Stein

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